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1. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 249

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 249 — Denn nicht etwa entwickeln sich die Volkseigenschaften aus den äußeren Schicksalen, sondern umgekehrt, die äußeren Schicksale gehen ans den Volks- eigenfchaften hervor. Die Ermordung Hermann des Chernskers durch seinen eigenen Stamm ist typisch für unsere ganze Geschichte gewesen. Jedes Volk hat nicht nur die Regierung, sondern auch die Schicksale, welche es verdient. Zu dieser Grundlage eines starken, mit Billigkeit gegen andere ver- bnndenen individualistischen Unabhängigkeitsgefühles kommt bei den Eng- Ländern ein nüchterner, ans das Reale gerichteter Sinn, um sie zu einem politischen Volk zu machen. Sie haben vorwiegend „common sense" oder gesunden Menschenverstand und sind frei von dem Befangensein in theore- tischen Schablonen. Die Richtung ihres Verstandes ist induktiv, der De- duktion abgewendet. Sie erfassen demnach vorliegende Probleme mehr mit einer naiven Unvoreingenommenheit als Völker, welche geschult werden, nach abstrakten Theorien zu denken. Es trägt dieser Zug viel dazu bei, den englischen Einrichtungen so oft den Charakter des Unordentlichen, ja des Saloppen zu verleihen; aber es erhält ihnen auf der anderen Seite den Stempel der Urwüchsigkeit und Frische. Kein Volk ist weniger methodisch als das englische; aber kein Volk ist weniger von der „grauen Theorie" belastet. Dies macht sich fühlbar in der Mangelhaftigkeit aller ihrer ftaat- lichen Organisationen; aber es gibt ihnen anderseits die natürliche Elastizität, sich schnell in neue und ungewohnte Verhältnisse zu finden. Deshalb sind sie die geborenen Kolonisatoren der europäischen Welt. (2. Arbeitszeit des Arbeiters.) Seine Arbeitszeit an den Wochen- tagen, außer Sonnabends, ist von 6 Uhr morgens bis 5 Uhr nachmittags; an den Sonnabenden aber nur bis 2 Uhr nachmittags. Während dieser Stunden hat er zwei Erholungspausen, vou 8—8x/2 Uhr für sein Frühstück und von 12—1 Uhr für sein Mittagessen. Dies gibt ihm an fünf Tagen 9*/,,, am Sonnabend aber nur 6l/2 Arbeitsstunden, im ganzen 54 Stunden jede Woche. Dies ist verschieden in den Minen, wo von 7 Uhr morgens bis 4 Uhr nachmittags gearbeitet wird mit nur einer Unterbrechung von 1i2 Stunde zwischen 11 und 11% Uhr morgens für eine Mahlzeit, und auch beim eigentlichen Landarbeiter, welcher von 6—6 Uhr arbeitet, aber im ganzen 2 Stunden Pause erhält. Die Tatsache, daß der eigentliche Fabrik- und Straßenarbeiter (Navvy) in der Regel um 5 Uhr nachmittags mit seiner Arbeit fertig ist und in den Schoß seiner Familie zurückkehren kauu, am Souuabend aber schon um 2 Uhr mittags, während er den ganzen Sonntag überhaupt frei hat, bedeutet, wie ich nicht darzulegen brauche, ein außerordentlich hohes Maß häuslichen Behagens gegenüber dem Deutschen. Wie lebt nun unser Freund an einem gewöhnlichen Tage? Um 5 Uhr morgens wird er aufstehen müssen, um sich anzukleiden und zu seiner Fabrik oder seiner sonstigen Arbeit zu wandern. Seine Frau, wenn er eine hat, oder feine Hauswirtin kocht ihm vor dem Aufbruch eiue Tasse Tee oder, neuerdings mehr und mehr, Kakao, zu welcher er ein Stück Brot mit Butter, Margarine oder Bratenschmalz (dripping) ißt oder auch nicht. Auf seinen Weg nimmt er sich einen gehörigen Knust Brot mit, zu dem er sich in irgend einem frühen Laden ein Stück Speck (rasher) kauft. Dies mit einer Kanne Tee, für welche er einen halben Penny ausgibt, bildet sein eigent- liches Frühstück um 8 Uhr. Den Speck brät er sich ans offenem Feuer

2. Neueste Geschichte seit 1815 bis zur Gegenwart - S. 173

1918 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
- 173 - Und mancher deutsche Reitersmann Hat dort den Trunk sich abgetan. Den Pferden war's so schwachem Magen, Fast mute der Reiter die Mhre tragen. In der kalten Zeit gegen 11 Uhr, in der heien schon gegen 9 Uhr morgens, mu der Hitze wegen zur Ruhe bergegangen werden. Der Platz dazu mu an einer Wasserstelle liegen, während man die Nachtruhe nicht ans Wasser, sondern an mglichst gute Weide verlegt; denn in der khlen Nacht fressen die Tiere am besten. Nun an der Wasserstelle angelangt, laben sich Menschen und Tiere; die Leute fangen an zu kochen; Strauchwerk zum Feuermachen findet sich berall. Was die Leute kochen? Entweder frisches Fleisch von tags zuvor geschlachteten Ochsen oder Hammeln, dazu Reis oder Erbswurst mit Kornedbeef; auch Speck, getrocknetes Gemse, Kohl usw. wird geliefert. Falls Mehl da ist, backen sich die Leute ein schmackhaftes Brot; sonst mu der vorzgliche Konservenzwieback als Brot dienen. Unsere Reiter haben es schnell gelernt, Abwechslung in das Einerlei ihrer Kost zu bringen. So z. B. gibt es Cornedbeef, das man in der Heimat nur als kalten Aufschnitt kennt, dort gekocht, gebraten und als Salat zurechtgemacht. Immer wird so ppig, wie ich es eben beschrieben habe, nicht gelebt. Mit-unter, namentlich, wenn man lngere Zeit dem Feinde scharf auf den Fersen gefolgt ist, tritt Mangel ein, weil die Ochsenwagen mit dem Proviant der Truppe nicht so schnell folgen knnen, und weil der Nachschub von hinten stockt. Aber der Mangel ist doch immer nur ein zeitweiser; verhungern kann in Afrika niemand, schon weil immer Schlachtvieh da ist. Unseren Leuten macht das ungebundene Lagerleben entschieden Freude. Drei oder vier tun sich zum Kochen zusammen. Nach dem Essen lagern sie sich im Schatten; ist kein Baum oder Strauch da, der Schatten spendet, so wird eine Zeltbahn ausgespannt. Dann rauchen sie ihre Pfeife mit Plattentabak, der ent-fetzlich beit, aber wegen seines geringen Umfanges praktisch ist und erzählen sich etwas meist von der Heimat, oder sie singen wohl auch Lieder. Nachmittags etwa 5 Uhr, sobald die rgste Hitze vorber, wird gesattelt und weitermarschiert. Vor diesem Weitermarsch mssen die Tiere noch einmal tchtig getrnkt, Wasserscke und Feldflaschen noch einmal gefllt werden; denn erst am anderen Mittag kommt man wieder ans Wasser. Meist wird bis gegen 10 Uhr abends marschiert, alsdann Biwak auf einem guten, vorher erkundeten Weideplatz bezogen. Ist aber die Wasserstelle, die man am anderen Tage erreichen will, noch weit entfernt, dann mu nach einer Ruhe von einigen Stunden noch in der Nacht aufgebrochen und weitermarschiert werden. Der klare Sternenhimmel und der viel heller als bei uns scheinende Mond erleichtern den Nachlmarsch." Ende September umspannten die deutschen Truppen die Omaheke (int Sdwesten). Weit vorgeschoben hielten Offizierspatrouillen die Fhlung am Feind..... Die Verfolgung der Hereros ... war ein Wagnis, das von der Khnheit der deutschen Fhrung, ihrer Tatkraft und verantwortungsfreudigen Selbstttigkeit ein beredtes Zeugnis ablegte, und dessen Gelingen nur durch grndlichste, bis ins kleinste vorher durchdachte Vorbereitung und eine ebenso kraftvolle Durchfhrung ermglicht wurde. Diese khne Unternehmung zeigt die rcksichtslose Energie der deutschen Fhrung bei der Verfolgung des geschlagenen Feindes in glnzendem Lichte. Keine Mhen, keine Entbehrungen wurden gescheut, um dem Feinde den

3. Deutsches Lesebuch für Volks- und Bürgerschulen - S. 23

1873 - Leipzig : Wartig
23 Sitten beiber Dbftf orten finb au§ füblidfen Säubern ¿u un3 gebraut morben, beim die Stauten Ssergamottbirne und f^anifc^e 5tirfd;c erinnern baran. ©ie iurfdfeu füllen jur 3e^ der £reu5jüge an» Gerafus in ^leinafien ¿u un§ gebraut mov den fein. ©er äöetnftod. 3lu3 feinen meitber^meigten, ftiedfenben Stapeln entfpriemt ein 2—6 Sjteter £>o£)er, fnotig oerbidter, ^oijiger ©tengel. ©ie mccfyfelftänbigen, langgeftielten ©tengelblätter finb Eiförmig, runblid), 3—5lapb^/ ungleich grob gemalmt und befonbers auf der Unterfeite mit &rd;en befe^t. ©er S3lütl;enfeld) ist f'lein, uubeutlid) und 5 gäb;nig. ©ie 5 tonenblätter finb an der ©f>i£e betmadffen und fallen and) fo ab. ©ie Sdütffen bilben gri'mlid)gelbe bri^^oen, mcldfe einem Platte gegenüber fielen, mäfmenb bent näd)ften Platte eine ptn geftf)alten bienenbe Stidelranfe gegenüberfteift Sin der Stütze bemerkt man 5 ©taubgefäfje und einen ©tempel. 3n der iängiidf ober fegelritnben, grünen ober blauen, faftreidfcn S3eere befinben ficf) 4 fleine birnenförmige ©amentorner. ©emölmlid) finbet die Ssermefjrung nidft burd) ©amen, fonbern burcb ©ted’linge ober Slbfenfer ftatt. ©ie der Stütze ist im Sdtai, und die 3^it der Steife im ©ef>tember. Stie die milb madffenbe Kartoffel in ©itbamerüa oljnc die ^3fiege bc3 S)tenfd)cn nur fiafelnuffgrofee Knollen anfefst, fo l;at aud) der Steinftod ba, mo er milb mäcfyft, ¿mifdfen dem fdfmar^en und fasftifdfen Sjteere, nur öerfümmerte, unfdfmadbafte Sscerett und mädfft milb ^u febr in§ &ol$. Unter der §anb be§ Sjtenfcffen ist er gu einem der banfbarfien ©emädüe gemorben und febr meit Verbreitet. 3n ©eutfddanb bat man Steinberge ober Steingärten am Stliein und feinen Stebenflüffen, an der @ibe ¿mifdjen ©re§; den, Sjteijäen und ^ßirna, an der ©aale bei Staumburg und Steijsenfeiä, an der Unftrut bei $reiburg. 3u den be; fannteften Stffeinmeinen gehören: Sdtarlobrnnner, 3ot;a?mi§c berget, Stübe^eimer, Stauentbaler, Saubentimler, <gocl)£)etmer, Stieren fteiner und Siebfrauenmilcl). ©er ©tjatnvagnermein mädfft in der (El;ambagne in granfretd), der ©ofaier ist ein füfjer Stein und fommt au§ Ungarn, ^rantreicf), ©panieu, Italien und Ungarn erzeugen gute Steine, ©er Staturforfd^er finbet übrigen^ den Steinftod nidjt in fe£)t nobler ©efettfctjaft, bernt der ©abad, der fbanifdfe Pfeffer, die ©omirfclje, der ©tec£>=

4. Die Kämpfe mit Hendrik Witboi 1894 und Witbois Ende - S. 39

1912 - Leipzig : Voigtländer
Der Angriff erfolgte am 27. August früh programmmäßig gleichzeitig von allen Punkten aus. Bei der Hauptabteilung sollte die 1. Kompagnie den Angriff in der tiefen Schlucht, in der die hauptwerft Witbois sich befand, ausführen, die dritte dagegen auf den gleichfalls stark besetzten höhen links vorgehen. Diese Kompagnie wurde indessen, um dies vorgreifend zu bemerken, weniger durch den Feind als durch das über alles Erwarten schwierige Gelände derart festgehalten, daß sie erst in später Abendstunde zum Eingreifen gekommen ist. Daher fiel des (Zages Arbeit lediglich der 1. Kompagnie und den beiden Geschützen zu. Der Feind war, trotz Geheimhaltung der Absicht des Angriffs, auf feinem Posten. Die im Morgengrauen vorgehende 1. Kompagnie erhielt sofort tüchtiges Feuer. Indessen erstürmte sie, sprungweise vorgehend, unter der tapferen Führung des Hauptmanns v. Estorff binnen einer Stunde die feindliche Stellung auf der Schluchtsohle, freilich mit dem Verlust des Führers selbst, der eine schwere Verwundung in den Fuß erhalten hatte; außerdem waren noch einige Mannschaften mehr oder minder schwer verwundet. Bei diesem Angriff trat gleich eine von den he matlichen Gepflogenheiten abweichende taktische Lehre zutage. Sobald man den Eingeborenen energisch auf den Leib rückt, wird ihr Schießen schlecht, wogegen sie, wenn gar nicht oder aus unwirksamer Entfernung beschossen, eine bedeutende Schießfertigkeit an den Tag legen. Demzufolge müssen wir in den afrikanischen Kriegen von der Theorie des Ausnutzens der größeren Schußweite unseres Gewehrs, d. H. dem heranschießen von der Grenze der Leistungsfähigkeit ab, absehen und an den Gegner, sobald er sich lediglich verteidigungsweise verhält, sofort so nahe wie möglich heranrücken und die Verluste in den Kauf nehmen. Andernfalls riskieren wir, daß nach einer nutzlosen Schießerei auf weite Entfernungen der Feind spurlos verschwindet und wir das Nachsehen haben. Das Schlimmste aber würde sein, daß er bei einer derartigen Fechtweise keine Verluste haben und ihm daher eine Verlängerung des Krieges auf unabsehbare Zeit lediglich als eine angenehme Abwechslung erscheinen würde. Und einem Gegner, 39

5. Hamburger Kriegsbuch - S. 154

1915 - Hamburg : Pudbrese
154 Iii. Im Westen. das richtige Visier und warf mitten in uns Feuer, daß wir nicht vor- noch rückwärts sonnten. Die Zuaoen kamen nun auf uns zu, da war es aus mit uns. Nun fragte der Zugführer, wer zurücklaufen wollte und Patronen holen. Ich sprang auf und hin zur Reserve, die 400 Meter hinter uns lag. Ich bin glücklich durchgekommen — aber es war heiß! Ich habe dort meine Meldung gemacht. Einige Tage später hatte ich es, das Eiserne Kreuz. • ' 1 . ; , , e) Abwechslung. 21 u t r ö ch e s , 18. November 1914. Als wir vor ungefähr einer Woche von Auträches ab- marschierten, kamen wir nach Audignicourt; hier haben die Granaten lange nicht so schrecklich gehaust wie in Autröches, wo fast kein Haus heil geblieben ist. Hier wurden wir geimpft gegen Typhus. Ich habe schandbare Schmerzen davon gehabt, aber ich habe durchgehalten. Noch dazu, als wir früh morgens wieder weiter mutzten. Der Tornister drückte, das Koppel scheuerte, und der Schweiß kam aus allen Poren. Wir waren alle fieberhaft erregt und befanden uns in einer Art Fieber-Zustand. Fast alle glaubten, daß wir wieder die Schützengräben besetzen sollten. Aber glücklicherweise landeten wir in Blerau-court, einem größeren Flecken einige Kilometer hinter der Front. Hier sollten wir Ruhe haben, die uns auch groß nötig tat nach dem anstrengenden Schützengrabendienst der letzten Wochen und nach der Impfung. Hier hatten wir denn auch gute Tage. Wir schliefen in Strobkisten und hatten sogar Tische und Bänke. Im Ofen prasselte ein lustiges Feuer, die Kohlen dazu hatten wir uns aus der benachbarten Zuckerfabrik geholt, deren Besitzer beim Rückzug der Franzosen geflohen ist. Im allgemeinen ist dieser Ort nicht ganz so menschenleer wie die anderen. Hier ist nur die wehrpflichtige Jugend und die sogenannte Hautevolee verschwunden. Die Bauern sind hiergeblieben. Für Kautabak. Zigarren und Zigaretten konnten wir das beste Gemüse erstehen. Daher hatte ich dann für unsere Gruppe eine „blendende" Gemüsesuppe, die allen sehr gut geschmeckt hat. Am Nachmittag hatten wir uns einen Kaffee gekocht, tvie ihn die Feldküche noch nie geliefert hat. Dazu hatten wir Weißbrot mit Butter und Speck. Also — einfach großartig! Unser Unteroffizier war ganz erstaunt über die Findigkeit der Freiwilligen. Unsere drei Landwehrleute schmunzelten, und unser Reserve-

6. Hamburger Kriegsbuch - S. 147

1915 - Hamburg : Pudbrese
Iii. Im Westen. 147 Truppen. Der Dienst ist sehr stramm, wir sind von morgens früh bis abends spät mit ganz kleinen Unterbrechungen angestrengt tätig. Aber hochinteressant ist die ganze Geschichte, denn man kommt mit allen Truppenteilen in Berührung und ist eine sehr angesehene Persönlichkeit so als Verpflegungsmensch. Wir selbst leiden natürlich keine Not, haben das Recht, zu requirieren für uns und unsere Truppen, und entwickeln in dieser sehr wichtigen Kunst eine schon ziemlich erstaunliche Firigkeit. So leicht ist das keineswegs; man mutz frech und rücksichtslos sein, sonst bringt man keinen Hammelschwanz an den Laden. Und die vielen, tiefen Keller hier bergen noch wahre Schätze. Wir nennen das Ganze: Nachbar-Visite. — Die Divifionstruppen, die im Umkreis von 6—8 Kilometer von hier in Feuerlinie liegen, empfangen täglich in unserem Magazin ihre Bedürfnisse: Brot, frisches Fleisch, Tabak, Kaffee, Zucker, Salz, Neis, Erbsen, Speck, Branntwein, Petroleum und was so zum Leben im Schützengraben erforderlich ist. Mangel ist hier noch nicht eingetreten, denn der Nachschub aus der Heimat klappt brillant, und im übrigen wird aus dem Lande gelebt, so lange was da ist. Aber die armen Einwohner kommen schon bei uns betteln; mit 6—7 Kindern kommen die Mütter angezogen, und da bleibt einem das Herz natürlich nicht kalt. — Hier ist Zentrum der Kampffront; gegenseitige Belagerung in befestigten Feldstellungen. Jede Nacht werden Durchbruchsversuche unternommen. Vor zwei Nächten war es unheimlich schlimm; da kamen wir denn doch aus der Nuhe heraus. Von V212 bis 2 Uhr nachts ununterbrochen Artillerieschnellfeuer. Ich hab' so etwas von Höllenspektakel nie für möglich gehalten; es war ganz schauderhast. Aber je doller so was wird, je kaltbültiger werden die Adern. Hier ist jedenfalls doch offener Kampf, dagegen in Belgien im Anfang dieses infame Franktireur-Wesen war abscheulich. Das da nicht mal 'ne Kugel traf, ist Gottes Wunder, wo wir immer „Pik solo" in der Gegend rumschipperten. Na: ^ l : Je prends comme 11 arrive Le beau et le chagrin, Dien veut, que chaqun vive Et je gagne mon paln. 10*

7. Hamburger Kriegsbuch - S. 155

1915 - Hamburg : Pudbrese
Iii. Im Westen. 155 Offizier hackte Holz und bediente den Ofen. Das Brot hatten wir beim Ortsbäcker gekauft, der auf deutsche Rosten für die Gemeinde Brot backt und verkauft. Es fehlte uns nur der Zucker zum Kaffee. Milch. Marke „Milchmädchen", hatten mir bei der Artilleriekantine erstanden. Und den Zucker wollten wir uns für den nächsten Tag aufsparen, um uns einen feisten Kakao zu kochen. Nachts schliefen wir einfach wie die Herrgötter in Frankreich, besser kann es sich kein Soldat wünschen, als wir es dort hatten. Der zweite Tag, den wir dort verlebten. war ebenso schon wie der erste. Das Wetter war ausgezeichnet, und die Gegend hier ist unvergleichlich schön. Alle Dörfer liegen in tiefen Talkesseln, deren Höhen mit bunt-farbenen Laubwäldern umgeben sind. Die Sonne schien einfach herrlich. Wir hatten das beste Septemberwetter. Der Tag wurde noch versüßt dadurch, daß gegen Abend der Vataillons-packwagen mit den großen Paketen ankam. Wir hatten gerade ein lukullisches Abendbrot oerzehrt, als die Pakete bei der Schreibstube verteilt werden sollten. In dichten Scharen standen wir vorm Fenster und erwarteten die langersehnten Heimat-grütze, als unser Feldwebel mit Donnerstimme in die Nacht hinausrief: „Zehnte Kompagnie sofort antreten, feldmarschmäßig! Pakete werden später verteilt." Im selben Augenblick blies der Trompeter auch schon den Alarmruf. Im Laufschritt ging's in die Quartiere zurück. Es wurden Mäntel gerollt, Zeltbahnen gelegt, Tornister gepackt, und im Augenblick stand die Kompagnie auf dem Alarmplatz zum Abmarsch bereit. Die neunte, elfte und zwölfte Kompagnie kam auch heran, und dann marschierte das Bataillon ab. Im Eilmarsch ging's nach Audignicourt. Während des ganzen Marsches hörten wir heftiges Gewehr- und Artilleriefeuer. Es war also ein großes Gefecht, und wir sollten höchstwahrscheinlich mit einspringen. Aber in Audignicourt wurde Halt gemacht, und wir bezogen Alarmquartiere. Unser Bataillon blieb in Reserve hier liegen. Wir konnten jeden Augenblick darauf gefaßt sein, auch heraus zu müssen. Wir blieben so lange wach. bis das Gewehrfeuer allmählich verstummte, bis die Artillerie die letzten Anstrengungen des Feindes vernichtete. Am anderen Morgen erfuhren wir, daß die Franzosen, unterstützt von Zuaven, bei Autreches einen Massendurchbruch versucht hätten, der aber gescheitert sei. Am Mittag kamen die ersten Gefangenen hier in Audignicourt an. Die Frauen standen am Wege und weinten, als die französischen Liniensoldaten in deutsche Gefangenschaft abgeführt

8. Hamburger Kriegsbuch - S. 158

1915 - Hamburg : Pudbrese
Kameraden haben sich im Dorf einen kleinen eisernen Herd mit langem Schornstein erstanden. Ten haben sie im Hose aufgestellt, und dort wird von uns anderen gekocht. Ein anderer Kamerad trocknete Kaffeebohnen, die er in dem Tornister eines gefallenen Franzosen — der inzwischen begraben war — gefunden hatte. Ein dritter kochte Wasser, um Kaffee zu bereiten. Den löste ein vierter ab, der Rosenblätter in der Herdkasse trocknete, die sollen aeraucht werden, da der Tabak alle ist. In der Küche des Hauses wird auch eifrig gekocht: gefundene Kartoffeln, Äpfel, Wurzeln und anderes Gemüse, aber nur als Zutat zu einer Kraftbrühe, die man aus gebettelten Knochen (von der Mannschaftsküche) bereitet. In einer Stube liegen die Leute auf ihrem Stroh, um die infolge Wachtdienft entbehrte Ruhe nachzuholen. Nebenan wird Karten gespielt. Lei mir ist fast ständig Lesesaal, da ich alle Zeitungen, die ich erraffen kann. zusammenschleppe, einmal um sie selbst zu lesen, dann auch. um sie den Kameraden zur Verfügung zu stellen. Zeitungen sind sehr begehrt, aber selten, und vor allen Dingen auch acht bis zehn Tage alt. Man stellt hier nun eben ohne Zeitunyen seine Vermutungen über die neuesten Kriegsereignisse an, füllt damit einen guten Teil der Zeit aus, und das ist ja gut. g) E r n st e Gedanken beim Marschieren und Rasten. In der Nacbt von Sonnabend auf Sonntag marschierten wir weiter nach einem Dorfe Eaisne. Dort bezogen wir verlassene Bauernhäuser, richteten uns am Sonntag behaglich darin ein, wärmten uns am offenen Kaminfeuer und schliefen auch eine Nacht in Wärme und Ruhe. Das tat gut. Leider war diese Freude kurz. Unsere Kompagnie und die 11. erhielt Montag mittag Marschbefehl nach Autröches. Der Weg dahin ist nur etwa vier Stunden, das ist nicht schlimm. Er führt durch eine schöne Waldaebirgslandschafl. Da wir nur ein kleiner Trupp waren, marschierten wir bei Tage. Rast machten wir einmal, und zwar im Walde zum Mittagessen. Die fahrbare Feldküche, die zu jeder Kompagnie gehört, Hatte das den aus dem Marsche fertig gemacht. Über diese Einrichtung war ich des Lobes voll und kann auch feststellen, dah wir bisher stets ausreichend ernährt sind, wenn auch einfach (zusammenaekochtes Essen, trocken Brot, schwarzer Kaffee oder Tee) und wenn auch manchmal erst spät abends, da die Küche erst in der Dunkelheit an die Gefechtslinie herankommen kann. Eine Eigentümlichkeit.

9. Bd. 3 - S. 77

1916 - Leipzig : Brandstetter
einigem Besinnen aber sagte ich ihm zu seiner großen Freude zu. In vier bis fünf Stunden würden seine Leute warmes (Essen und Kaffee haben. Jetzt gab’s Arbeit. Zunächst erging ein Befehl, sofort die drei verfügbaren Feldküchen auf den Hof der Iudenschule zu fahren, die Kessel mit Wasser zu füllen und einzuheizen. Dann Befehl zum Stalle, zwei proviantwagen und meinen Wagen anzuspannen. 10.30 Uhr wurden die „Proviantonkels" aus dem Bette geholt und bei Laternenscheine Fleischkonserven, Gemüsekonserven und Kaffee, alles für zwei Tage, gefaßt und dann zurück zur 3ubenschule, wo wir um Mitternacht eintrafen. Dort fochten schon lustig die Feldküchen. Jede faßte im Hauptkessel 175 Liter, das sind 525 Liter zusammen. Dann hat jede noch einen Kaffeekessel, der 75 Liter faßt. Die Hälfte der Fleisch- und Gemüsekonserven wanderte in den Kochkessel. Kaffee wurde gekocht, dann aus zwei Feldküchen entleert und in einen dazu bereitgestellten 150 Liter fassenden Kessel gefüllt, der eine der beiden Feldküchenkessel wieder mit Kaffee, der andere mit klarem Wasser gefüllt, so daß ich 75 Liter Wasser zum „fluftängen" der Suppe hatte. Die war so steif, daß man fast darüber laufen konnte. So hatte ich denn im ganzen 300 Liter Kaffee fertig und außerdem in der Zwischenzeit noch eine Kiste Kaffee mahlen lassen. Rn jeder fahrbaren Feldküche befindet sich nämlich auch eine Kaffeemühle, so daß an (Drt und Stelle noch weiter gekocht werden kann. Um 1 Uhr war alles fertig, und wir rückten aus. 3ch kannte den Weg ziemlich genau, ba Block 5 gerabe die Stelle war, in beren Nähe ich morgens einen Reitunfall gehabt hatte. Wir mußten die Landstraße und einen von dieser quer zur Bahn abzweigenben befestigten Weg benutzen. 3ch hatte mich mit zwei Reservebatterien für meine Taschenlampe versehen und schob nun in der stichdunklen Nacht mit meiner Kolonne los. Hlles ging gut, bis wir auf die Hälfte des (Querrveges waren, noch etwa eine Viertelstunde von der Stelle, wo nach meiner Berechnung der Zug liegen mußte. Dort befindet sich ein fünf Nieter breiter und fünf Nieter tiefer Graben, über den eine Holzbrücke führt. Ich hatte mit meinem Wagen die Spitze, hatte mich neben den Kutscher auf den Bock gesetzt, während im Wagen der fremde Offizier, ein Leutnant aus Hamburg, und unser Adjutant saßen. (Dbschon ich nun mit meiner Taschenlampe das ganze Gelände stets absuchte, war sowohl mir, als auch- dem

10. Bd. 3 - S. 174

1916 - Leipzig : Brandstetter
174 — Und wieder eine halbe Stunde später füllt sich der kleine Raum aufs neue mit den vielen Menschen: Die Richter fällen ihren Spruch. — Heute im (Brau und Hebel des Septembermorgens ward er vollstreckt: Sechs blanke Läufe — ein kurzer hinpeitschender Schlag — es war zu (Ende. Aus: Karl Rosner, „Der graue Ritter. Büder vom Kriege in Frankreich und Flandern." Derlaq Ruguft Scherl G. m. b. fj. in Berlin Sw. 1 M. Weine Hlucht aus russischer Kriegsgefangenschaft. Ittitau, den 13. August 1915. 3ch war kaum fünf Tage hier draußen in Rußland, als wir, fünf Mann und ein Leutnant, auf Erkundungspatrouille kommandiert wurden, wobei wir am 9. Hprit nordöstlich von Kalwartja*) vorfühlen mußten, um die Stellungen der Russen auszukundschaften. Dabei war unser Führer zu unvorsichtig und ritt, ohne sich nach hinten zu sichern, zu öicht an die russischen Stellungen heran, als wir plötzlich von 30 bis 40 russischen Dragonern umzingelt wurden. Da nun an ein (Entkommen nicht mehr zu denken war, mußten wir uns in unser Geschick fügen und uns gefangen nehmen lassen. Zwei Tage später wurden wir mit noch acht Infanteristen, die ebenfalls auf Schleichpatrouille abgefangen waren, abtransportiert in der Richtung nach ©ften. Die ersten fünf Tage ging der Transport mit wagen, hernach wurden wir auf der Bahn verladen, und nach sieben Tagen Bahnfahrt langten wir endlich in Idologba **) an. Idoiogöa liegt, nach der Fahrt berechnet, 170 deutsche Meilen von der Grenze entfernt. Dort wurden wir in einer alten Kaserne unter strenger Bewachung interniert. (Es waren schon 64 deutsche und 21 österreichische Kriegsgefangene dort untergebracht. Die Verpflegung war sehr miserabel; Fleisch bekamen wir sehr selten, und dann nur Knochen und Sehnen. Kaffee haben wir überhaupt nicht gesehen. Morgens gab es für den Mann etwa einen halben Liter Tee mit einem Stückchen Zucker dazu. Brot *) russische Stadt unweit der ostpreußischen Grenze, zwischen Suwalki und Kowno. **) tief im Innern Rußlands gelegene Stadt, nördlich von lnoskau.
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